Brigitta Grundig
Brigitta Grundig ist deutscher Abstammung und eine der Schülerinnen aus der ersten Abschlussklasse der Deutschen Schule Rio de Janeiro. Sie wirkte während ihres gesamten Berufslebens im Bereich der künstlerischen Gestaltung und ließ sich auch als Sängerin ausbilden. Sie hebt hervor, dass in der Deutschen Schule schon sehr früh die besondere Begabung in bildender Kunst und Musik erkannt worden sei, die ihre Zukunft bestimmen würde.
Ihr allererstes Zeugnis, welches sie bis heute mit Sorgfalt aufbewahrt, hob bereits das Talent für das Zeichnen und die Musik hervor. Und es kam nicht von ungefähr, dass sie ihr Leben der Architektur, der Blockflöte und dem Gesang widmete.
Ihre erste Berührung mit einer Blockflöte hatte sie, als sie fünf Jahre alt war, im Kindergarten von Helle Tirler im Stadtteil Santa Teresa. Helle, die kurz daraufhin die Escola Corcovado gründen würde, war die Person, die für die Einführung des Instruments in Brasilien verantwortlich war.
„Helle war in meinem Leben zu einer äußerst wichtigen Person geworden”, bekennt die ehemalige Schülerin. Als sie in die Corcovado-Schule kam, nahm sie nämlich an dem von Helle geschaffenen Schulchor teil. Dieser streng geführte, jedoch sehr erfolgreiche Chor, gewann damals zahlreiche Gesangswettbewerbe.
„Der Unterricht in diesem Fach war sehr streng und anspruchsvoll, aber deshalb waren wir so erfolgreich”, erzählt Brigitta, die sich noch daran erinnert, dass selbst das Betreten und Verlassen der Bühne intensiv geübt werden musste. Das viele Üben lohnte sich jedoch, denn es kam zu einer Reihe von Veranstaltungen und selbst Fernsehauftritten.
Bei einer dieser Veranstaltungen hatte die Schülerin ihren ersten Auftritt im Ensemble „Conjunto de Música Antiga” des Radiosenders MEC, an welchem Helle mitwirkte. Dieser Auftritt war so erfolgreich, dass Brigitta bis 1990 Teil dieses Ensembles blieb.
„Der Schulchor trat in einer Reihe von Weihnachtskonzerten gemeinsam mit dem Ensemble auf. Bei einem dieser Konzerte, das im Theatro Municipal stattfand, bat Helle Brigitta darum, sie in der Gruppe ersetze, damit sie die Chorleitung übernehmen konnte. „Der Dirigent musste das akzeptieren”, amüsiert sich Brigitta, die damals erst 14 Jahre alt war. Vier Monate später, im April 1973, nahm sie definitiv den Platz der Lehrerin ein, da diese nach Deutschland zurückkehrte.
Ihre Beziehung zum Radiosender MEC wurde erst im Jahre 1982 offiziell besiegelt, nachdem sie an einem staatlichen Wettbewerb teilgenommen hatte. Trotzdem bezog Brigitta bereits ein Gehalt für ihre Tätigkeit im Ensemble. Im Jahre 1977 musste sich nun Brigitta der Vestibular-Prüfung stellen. Aufgrund ihres Talents für das Zeichnen und voller Hoffnung auf eine sichere Zukunft, entschied sie sich für ein Architektur-Studium.
„Wir waren die erste Klasse der Schule, die sich den Vestibular-Prüfungen unterzogen hat – und haben alle bestanden”, erinnert sich Brigitta. Sie widmete sich auch nach ihrem Studienabschluss weiterhin der Musik, sie verblieb beim Radiosender MEC und studierte zusätzlich Gesang.
Erst im Jahre 1990, als das Ensemble „Conjunto de Música Antiga” aufgelöst wurde, änderte sich ihr Lebensweg. Nachdem sie nun bei Rádio MEC keine Funktion mehr ausübte, wurde sie an die Universität UFF (Universidade Federal Fluminense) versetzt, wo sie eine Stelle in der Verwaltung übernahm. Dort wirkte sie in einem Projekt mit, das zur Aufarbeitung der Universitätsgeschichte ins Leben gerufen worden war. Bei dieser Arbeit waren ihr die Kenntnisse im Bereich Architektur von großem Nutzen.
Schon nach kurzer Zeit schloss sie sich dem Ensemble für Alte Musik der Universität an. Sie versprach, dass sie sich, sobald sie in den Ruhestand gehen würde, mit ganzem Herzen ihrer alten großen Leidenschaft widmen wolle.
Gemeinsam mit ihrem Freund Peri Santoro gründete sie das Gesangs- und Klavierduo Grundig und Santoro, das sich mit der Deutschen Romantik beschäftigt. Selbst nach einer solch langen Zeit ist sie dem von ihren Lehrern so früh entdeckten Talent treu geblieben.