Der 9.11.2019 – 30 Jahre Mauerfall und Schicksalstag
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in 4 Besatzungszonen aufgeteilt. 1949 wurden daraus 2 Staaten: die BRD (Besatzungszonen von GB, FRA und den USA) und die DDR (Besatzungszone der SU). Diese beiden deutschen Staaten existierten über 40 Jahre nebeneinander und wurden durch eine Grenze voneinander getrennt. Viele Familien wurden auseinandergerissen und konnten sich nicht mehr oder nur sehr selten besuchen. Denn die Bürger der DDR durften nicht in die BRD reisen. In Berlin trennte die Menschen eine 3,60 hohe und 150 km lange Mauer, die die SED-Regierung mit großem finanziellen Aufwand errichtet hatte.
Als am 7. Oktober 1989 diese Regierung das 40-jährige Bestehen ihres Staates feierte, bröckelte bereits die Fassade, die die SED nach außen hin aufrechterhalten wollte. Gegner der DDR-Regierung waren im Sommer und Herbst 1989 über die Nachbarstaaten, vor allem über Tschechien, ins Ausland geflohen. Andere blieben und glaubten an die Reformen (Glasnost und Perestroika) des sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, demonstrierten gegen die bestehenden Verhältnisse und riskierten dafür in Gefangenschaft zu geraten. Am 4. November gelangten die Proteste von Leipzig nach Berlin, wo auf dem Alexanderplatz mehr als 500 000 Menschen für mehr Demokratie und Bürgerrechte demonstrierten, obwohl sie nicht wussten, ob die Panzer, die um Berlin standen, sich gegen sie richten würden. Die DDR-Regierung verlor den Zugriff auf die Bevölkerung und als der SED-Funktionär Günter Schabowski am Abend des 9. November auf einer Pressekonferenz quasi die Reisefreiheit verkündete, feierten Millionen Menschen in Berlin und in ganz Deutschland die Öffnung der Mauer. Mit Sekt und Bier stießen Ost- und Westdeutsche an, fielen sich in die Arme und schlugen mit Hammer und Meißel Stücke aus der Mauer.
Viele Lehrer unserer Schule sind Zeitzeugen. Zwei von ihnen, Herrn Fischer und Herrn Hartmann, haben wir dazu gefragt. Beide können sich noch sehr genau an die erste Nachricht vom Mauerfall erinnern und wissen, wo sie gewesen sind. Das haben sie mit fast allen Deutschen gemeinsam, die schon geboren und nicht zu jung waren. Der Tag ist ins kollektive Gedächtnis der Deutschen eingegangen, für Herrn Fischer noch viel stärker als die beiden WM-Siege, die er miterlebt hat. Herr Hartmann antwortet auf die Frage, ob er sich über den Mauerfall gefreut habe: „Sehr!!! Es war ein Moment voller Adrenalin, voller Glückstränen – große, intensiv gefühlte Freude mit allen Ostdeutschen.“ Herr Fischer würde sich einen Nationalfeiertag am 9. November wünschen, was er mit vielen Deutschen gemeinsam hat. Dass es diesen nicht gibt, liegt an den vielen Ereignissen, die sich noch an diesem Datum jähren: die Ausrufung der Weimarer Republik durch Philipp Scheidemann 1918, der Hitler-Ludendorff-Putsch 1923 und vor allem die Reichspogromnacht 1938. Diese Ereignisse geben Anlass zum Gedenken und sollen nicht vergessen werden. Und so müssen wir am 9. November wohl „Licht und Schatten“ sehen, wie es z. B. der Historiker Michael Wolffsohn gesagt hat. Wenn an diesem Samstag in Berlin der 9. November gefeiert wird, dann aber vor allem als runder Geburtstag des Mauerfalls. Auch in unserer Schule ist das Ereignis als Meilenstein auf dem Weg zur Deutschen Einheit präsent, z. B. für Herrn Hartmann, der „bis heute ein echter Fan der Wiedervereinigung“ ist.